PrEP (auch HIV-PrEP) ist die Abkürzung für Prä-Expositions-Prophylaxe auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt. Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen entweder täglich oder vor und nach sexuellen Kontakten (anlassbezogen) ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Die PrEP schützt so gut wie Kondome und Schutz durch Therapie vor HIV, wenn sie richtig angewendet wird. Die PrEP schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
Man bekommt sie nur bei bestimmten Ärzt*innen verschrieben.Die PrEP ist ab 40 Euro pro Monat zu bekommen. Ab dem 1. September 2019 haben gesetzlich Krankenversicherte ab 16 Jahren mit einem substanziellen HIV-Risiko Anspruch auf die Medikamente und erforderlichen Untersuchungen für die HIV-Prophylaxe PrEP.
Man kann die PrEP täglich nehmen oder in einem bestimmten Einnahmeschema vor und nach dem Sex. Wer die PrEP nimmt, muss regelmäßig auf HIV, andere Geschlechtskrankheiten und die Nierenfunktion untersucht werden. Eine gute ärztliche Begleitung gehört zur PrEP dazu.
WIe funktioniert die PrEP?
Zur PrEP wird ein Medikament aus der HIV-Behandlung eingesetzt. Es hindert HIV daran, sich zu vermehren.
Die beiden Wirkstoffe im PrEP-Medikament gelangen unter anderem in die Zellen der Schleimhäute (zum Beispiel im Darm), die beim Sex mit Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten des Partners oder der Partnerin in Kontakt kommen.
Wenn HIV dann in diese Zellen eindringt, können sich die Viren nicht vermehren. Eine HIV-Infektion wird somit verhindert.
Dazu muss jedoch eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Blut und in den Schleimhäuten vorhanden sein. Wird das Medikament abgesetzt, verschwinden die Wirkstoffe im Körper und somit auch die Schutzwirkung.
In extrem seltenen Fällen sind die übertragenen Viren schon gegen das PrEP-Medikament resistent. Dann kann es trotz korrekter PrEP-Anwendung zu einer Ansteckung kommen. Weltweit sind bisher aber nur eine Handvoll solcher Fälle bekannt geworden.
Für wen wird die PrEP empfohlen?
Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen die PrEP für alle Menschen mit erhöhtem (substanziellem) HIV-Risiko. Dazu gehören zum Beispiel
Bezug und Kosten
Ab dem 1. September 2019 haben gesetzlich Krankenversicherte ab 16 Jahren mit einem substanziellen HIV-Risiko Anspruch auf die Medikamente und erforderlichen Untersuchungen für die HIV-Prophylaxe PrEP. Wer genau ein solches erhöhtes HIV-Risiko hat, welche Leistungen die PrEP umfasst und welche Ärzt*innen die PrEP verschreiben dürfen, haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen Ende Juli in einer jetzt veröffentlichten Vereinbarung festgehalten.
Anspruch auf die PrEP-Finanzierung haben Menschen mit substanziellem HIV-Risiko
Die Regelungen zur Anspruchsberechtigung folgen weitgehend den Deutsch-Österreichischen Leitlinien zur HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe aus dem Jahr 2018. Als Menschen mit „substanziellem Risiko“ gelten
Finanziert werden die für die PrEP nötigen Untersuchungen sowie die Medikamente
Laut Vereinbarung umfasst die PrEP-Versorgung
Außerdem können je nach Risiko Untersuchungen auf die Geschlechtskrankheiten Syphilis, Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien erfolgen, die auch in den PrEP-Leitlinien erwähnt sind. Die PrEP-Leitlinien empfehlen zusätzlich regelmäßige Untersuchungen auf Hepatitis C.
Verschreiben, begleiten und abrechnen dürfen nur fachlich befähigte Ärzt*innen
Als fachlich befähigt gelten Ärzt*innen in der spezialisierten Versorgung von Menschen mit HIV (gemäß Qualitätssicherungs-Vereinbarung HIV/Aids). Darüber hinaus können auch Fachärzt*innen anderer Richtungen fachlich befähigt sein, wenn sie
Geregelt werden muss jetzt noch die Vergütung für die PrEP-Beratung und Begleitung
Die neuen Leistungen und deren Vergütung müssen die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der GKV-Spitzenverband noch im Einzelnen festlegen. Dazu werden neue Positionen in den sogenannten Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EMB) aufgenommen, die Ärzt*innen mit entsprechender Genehmigung abrechnen können.
Weitere Möglichkeiten der PrEP auf Privatrezept
Die Kosten für die anderen zugelassenen PrEP-Medikamente liegen je nach Herstellerfirma zwischen etwa 50 Euro und 800 Euro für eine Monatspackung. Diese Medikamente sind über jede Apotheke in Deutschland zu bekommen.
PrEP aus dem Ausland
Andere Wege, sich PrEP-Medikamente zu besorgen (z.B. im Ausland oder auf dem Schwarzmarkt), können mit Risiken verbunden sein. Wichtig sind auf jeden Fall eine gute ärztliche Beratung, Vorbereitung und Begleitung der PrEP. Von Selbstversuchen ist dringend abzuraten.
Einnahmeschemata für die PrEP
Damit eine PrEP funktioniert, ist das richtige Einnahmeschema wichtig. Üblich ist die tägliche Einnahme, bei der man über einen längeren Zeitraum eine Tablette täglich nimmt, um sich vor HIV zu schützen. In manchen Fällen kommt die anlassbezogene PrEP in Frage, bei der man vor und nach dem Sex Tabletten einnimmt.
Tägliche Einnahme der PrEP
Bei einer dauerhaften PrEP nimmt man täglich eine Tablette ein. Diese PrEP-Form wird in den Deutsch-Österreichischen Leitlinien empfohlen. Männer starten zwei Tage, Frauen sieben Tage vor dem Sex mit jeweils einer Tablette täglich und nehmen dann weiterhin täglich eine PrEP-Tablette ein. Wenn man eine PrEP beenden will, nehmen Männer noch zwei Tage und Frauen sieben Tage nach dem letzten Sex je eine PrEP-Tablette täglich. Manche Ärzt*innen können auch längere Ausschleichphasen empfehlen.
Einnahme bei der anlassbezogenen PrEP
Bei einer anlassbezogenen PrEP (nur für Analverkehr, nicht für aufnehmenden Vaginalverkehr empfohlen) nimmt man das PrEP-Medikament nur vorübergehend ein, zum Beispiel anlässlich einer Sexparty oder während eines Urlaubs. Dazu beginnt man am besten 24 bis spätestens 2 Stunden vor dem Sex mit zwei Tabletten auf einmal. Die Einnahme nur zwei Stunden vorher gilt allerdings als sehr knapp. Anschließend nimmt man dann eine Tablette täglich und setzt die Einnahme nach dem letzten Sex noch zwei Tage fort. Für Frauen ist auf jeden Fall die tägliche Einnahme am sichersten, denn in der Vaginalschleimhaut reichert sich Truvada nicht so gut an wie in der Darmschleimhaut. Die anlassbezogene PrEP wird für aufnehmenden Vaginalverkehr nicht empfohlen.
Wie sehen die medizinische Begleitung und PrEP-Checks aus?
Eine gute medizinische Begleitung gehört zur PrEP unbedingt dazu.
Dazu gehören regelmäßige PrEP-Checks, zum Beispiel auf die
Nierenfunktion und weitere Geschlechtskrankheiten. Um Resistenzbildungen
zu vermeiden, muss auch regelmäßig auf HIV getestet werden. Mit dem
Arzt oder der Ärztin kann auch über Nebenwirkungen gesprochen werden.
Vor Beginn der PrEP
Vor
Beginn der PrEP muss ein HIV-Test sicherstellen, dass man HIV-negativ
ist. Wenn man HIV-positiv ist und nur das PrEP-Medikament nimmt, kann
HIV sich vermehren und resistent, also unempfindlich gegen manche
HIV-Medikamente werden. Vor dem PrEP-Start muss außerdem die
Nierenfunktion überprüft werden. Wer an einer Nierenerkrankung leidet,
sollte keine PrEP machen. Außerdem sollte untersucht werden, ob eine
Hepatitis-B-Infektion vorliegt. Sollte eine Hepatitis-B-Infektion
vorliegen und man setzt die PrEP irgendwann ab, kann sich die Hepatitis B
verschlimmern. Gegen Hepatitis B kann man sich impfen lassen. Die
Krankenkasse bezahlt die Impfung zum Beispiel für schwule Männer. Die
Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen außerdem, sich vor
Beginn einer PrEP auf Hepatitis C, Syphilis, Tripper und Chlamydien
untersuchen zu lassen.
Während einer PrEP
Vier Wochen nach Beginn einer
PrEP und anschließend alle drei Monate ist ein HIV-Test erforderlich.
Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen außerdem
Untersuchungen auf Hepatitis C (alle sechs bis zwölf Monate), Syphilis
(alle drei Monate), Tripper (alle drei bis sechs Monate) und Chlamydien
(alle drei bis sechs Monate). Auch die Nierenfunktion soll regelmäßig
überprüft werden (je nach Risikofaktoren alle drei bis zwölf Monate).
Nach Beendigung einer PrEP
Nach Ende einer PrEP werden Untersuchungen auf HIV (sechs Wochen nach der letzten PrEP-Einnahme) sowie auf Syphilis empfohlen.
Wo kann man die Untersuchungen durchführen lassen?
Tests
auf HIV, Geschlechtskrankheiten und Hepatitis B können in den meisten
Aidshilfen, Checkpoints und Gesundheitsämtern durchgeführt werden (es
gibt nur wenige Ausnahmen, die diese Tests nicht anbieten). Die Tests
sind dort anonym. Hier die Teststellen im Überblick. Einige Checkpoints
bieten auch Tests der Nierenwerte an. In der Arztpraxis sind alle Checks
möglich, allerdings nicht anonym.
Was kosten die Untersuchungen?
Aidshilfen,
Checkpoints, Gesundheitsämtern (anonymer Test):
Nierenwerte: etwa 3
Euro, HIV, Geschlechtskrankheiten, Hepatitis B: Zwischen 0 und etwa 15
Euro pro einzelnem Test. Unterscheidet sich nach Stadt und Teststelle
Arztpraxis:
Nierenwerte:
etwa 3 Euro, HIV, Geschlechtskrankheiten, Hepatitis B: Kostenübernahme
durch Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen, Preis bei
Privatzahlung unterschiedlich und teilweise sehr hoch.
Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenversicherung nur übernommen,
Wenn die Untersuchungen privat in Rechnung gestellt werden, können sie sehr hoch ausfallen. Man sollte daher auf jeden Fall davor mit der Ärztin oder dem Arzt darüber sprechen, ob und wenn ja, welche Kosten entstehen.
Welche Nebenwirkungen hat das PrEP-Medikament?
Die
meisten Menschen vertragen das PrEP-Medikament gut. Manche klagen in
der ersten Zeit über Übelkeit, Durchfall, Kopf-, Bauch- und
Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit oder Schlafstörungen.
Die
Einnahme des PrEP-Medikaments verringert die Leistungsfähigkeit der
Niere. Wer an einer Erkrankung der Niere leidet, sollte keine PrEP
einnehmen.
Wichtig ist, die Nierenwerte bei einer PrEP regelmäßig kontrollieren zu lassen.
Die Nierenfunktion kehrt in der Regel wieder zu ihren Normalwerten zurück, wenn man das Medikament absetzt.
Was ist mit Resistenzen?
Ein
wichtiges Thema rund um die PrEP sind Resistenzen. Gemeint sind
HIV-Virusstämme, die gegen das PrEP-Medikament unempfindlich sind,
sodass das Medikament nicht mehr richtig wirkt und HIV sich wieder
vermehren kann.
Zu solchen Resistenzen kann es kommen, wenn man
eine PrEP nimmt, obwohl man schon HIV-infiziert ist. Das ist zum
Beispiel zu Beginn einer PrEP möglich, denn die HIV-Tests schlagen nicht
an, wenn man sich gerade ganz frisch infiziert hat.
Außerdem kann es zu Resistenzen kommen, wenn man die PrEP nicht nach Vorschrift nimmt und sich deswegen infiziert.
Es
ist deshalb sehr wichtig, vor Beginn der PrEP, vier Wochen nach Beginn
der PrEP und anschließend alle drei Monate während der PrEP einen
HIV-Test zu machen.
Viren, die gegen des PrEP-Medikament
resistent sind, können auch übertragen werden. Dann kann es trotz PrEP
zu einer Infektion kommen. Das geschieht aber extrem selten. Weltweit
sind bisher aber nur eine Handvoll solcher Fälle bekannt geworden.