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Das bittere an der Pille ist der Preis!

Geht es um den Schutz vor HIV, hört man immer häufiger von der PrEP. Die mystischen vier Buchstaben stehen für Prä-Expositions-Prophylaxe, was in etwa „Vor-Risiko-Vorsorge“ bedeutet. Negative nehmen dabei vorbeugend HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Freiwillig Pillen schlucken, um später keine Pillen schlucken zu müssen?

"Echt jetzt? Geht´s noch? Warum sollte ich meinen Körper mit solchen Chemiebomben belasten, wenn ich mich doch einfach mit Kondomen schützen kann?", fragen Kritiker*innen die HOMOLOBBY von Herzenslust immer wieder. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer und der Hund begraben. Spätestens wenn man sich die Zahlen der HIV-Neuinfektionen anschaut, muss man feststellen: Safer Sex ist häufig leichter gesagt als getan. Für nicht wenige schwule Männer ist "einfach ein Kondom benutzen" eben nicht so einfach und klappt nicht immer. Oft ist es ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren: Die Geilheit des Augenblicks, ein unvermittelter Ansturm von Verliebtheit und der Rausch des Alkohols oder anderen Drogen. Und mitunter verabschiedet sich auch die strammste Erektion, sobald ein Kondom ins Spiel kommt. Ein solches Dilemma ist nicht einfach so zu lösen. Nicht mit guten Worten und erst recht nicht mit dem oft beschworenen „starken Willen“. Aber für einige Menschen sicherlich mithilfe von Medikamenten, die sie beim Sex schützen. Denn ein großer Vorteil der PrEP ist, dass der Schutz vor HIV und der Sex zeitlich entkoppelt werden. Mann kann sich also bereits verantwortungsbewusst schützen, bevor es zur Sache geht!

Effektiver Schutzeffekt
Dass die PrEP funktioniert, wissen wir aus zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Die meisten und besten Erfahrungen gibt es bisher mit der täglichen Einnahme von Truvada®. Eine solche Dauer-PrEP reduziert das HIV-Risiko um rund 90 %, eine ähnlich gute Schutzwirkung also, wie beim Benutzen von Kondomen. Entscheidend für die Wirksamkeit ist die regelmäßige Einnahme der Tabletten. Werden die Medikamente äußerst gewissenhaft eingenommen, lag der Schutzeffekt in Studien sogar noch höher. Eine Variante ist die anlassbezogene PrEP („Wochenend-PrEP“). Hier nimmt man das Medikament nur einige Tage ein, zum Beispiel vor, während und nach dem geplanten Sexwochenende. Zur Wirksamkeit dieser Variante ist aber noch weitere Forschung notwendig. Mehr Infos findest du unter aidshilfe.de.

Graue Märkte und "Bastel-PrEP"
Während in anderen Ländern (z.B. Frankreich, USA, Schottland, Marokko, Brasilien, Norwegen und Belgien) die Kosten für die PrEP vom Gesundheitssystem übernommen werden, ist in Deutschland eine Verschreibung der PrEP nur auf Privatrezept möglich. Die Kosten: Mehr als 800,00 € pro Monat. In der Praxis bedeutet dies das Aus für einen legalen Zugang zur PrEP, denn wer kann das bezahlen? Wer in Deutschland "PrEPpen" will, besorgt sich in der Regel die HIV-Medikamente für kleines Geld auf grauen Märkten, oft aus dem (EU-)Ausland. Eine Monatsration baugleicher Medikamente (Generika) ist als Eigenimport mit 50,00 € vergleichsweise günstig. Damit steckt man aber auch schon mit halbem Fuß in der Illegalität, nur weil man sich vor HIV schützen will. Auch wenn sich mittlerweile mit gehörigem Aufwand passable Medikamente beschaffen lassen, bleibt eine solche Do-It-Yourself-PrEP nicht ohne Risiken: Wer „PrEPt“ sollte eine Beratung und die notwendigen ärztlichen Untersuchungen (HIV-Schwerpunktpraxis) wahrnehmen. Die HOMOLOBBY hört öfters von „PrEPstern“, die ihre PrEP nur unregelmäßig nehmen, um die raren Pillen zu strecken. ACHTUNG! Eine Strategie, die nicht aufgeht, denn die PrEP kann nur funktionieren, wenn man sich an die Einnahmevorschriften hält.

Das haben wir nicht nötig!
Wissenschaftlich betrachtet, bestreitet heute niemand mehr, das durch die PrEP etliche Neuinfektionen verhindert werden können. Allerdings nur dann, wenn man sie auch in geordnete Bahnen lenkt und in die bestehende Gesundheitsversorgung integriert. Denn nur so lässt sich gewährleisten, dass die notwendigen Kontrollen und Untersuchungen auch tatsächlich durchgeführt werden. Die PrEP-Pillen sollten ohne Nachschubprobleme aufgrund dubioser Quellen durchgängig zur Verfügung stehen. Dazu ist es unbedingt notwendig, an der Kostenschraube zu drehen. JETZT!

In anderen Ländern geht es doch auch!
Ein Blick in die Länder, in denen die PrEP-Medikamente kostenfrei zur Verfügung stehen, zeigt: Kondome bleiben auch dort das wichtigste und gebräuchlichste Mittel zum Schutz vor HIV. Die PrEP ist eine zusätzliche Möglichkeit für Menschen, denen es nicht gelingt, durchgängig Kondome zu benutzen oder die dies nicht möchten. Ihnen kann die PrEP helfen, HIV-negativ zu bleiben.
Deshalb fordert die HOMOLOBBY: Was Menschen vor einer HIV-Infektion schützen kann, muss auch zum Einsatz kommen können! Holt die PrEP aus der Schmuddelecke raus! Macht sie und die dazu notwendigen Untersuchungen endlich zur Kassenleistung! Eine Bastel-PrEP Marke Eigenbau mit den damit verbundenen erheblichen Risiken hat das deutsche Gesundheitssystem nicht nötig.

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